Der erste Block
- michaelanders2
- 1. Apr. 2024
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Apr. 2024
Hallo zusammen und herzlich willkommen beim Bitcoin-Block, ein Blog zum Thema Bitcoin, der sich hauptsächlich an Freunde und Familie richtet. Ich beschäftige mich nun seit ein paar Jahren mit dem Thema Bitcoin und bin in das sogenannte Bitcoin Rabbit Hole gefallen, in welchem ich die Bitcoin-Welt etwas besser kennenlernen durfte - eine Welt, in der grundlegende Annahmen, die für uns bisher als selbstverständlich gelten, in Frage gestellt werden.
Ich habe gelernt, dass Bitcoin kein Spekulationsobjekt für Kriminelle und auch kein Klimakiller ist, wie leider immer noch oft in den Medien zu lesen bzw. zu hören ist, sondern eine Innovation darstellt, die das Potenzial hat, unsere Welt zu einem besseren Ort zu machen. Das klingt zugegebenermaßen für jemanden, der sich noch nicht so sehr mit dem Thema beschäftigt hat, ziemlich pathetisch. Es ist aus meiner Sicht jedoch keineswegs übertrieben. Das Thema Bitcoin hat meine Sichtweise auf viele Dinge geändert und ich denke, dass dieses Thema jeden etwas angeht, heute mehr denn je. Daher möchte ich mit diesem Blog versuchen, das Interesse auch bei euch zu wecken und die immer noch verbreiteten Vorurteile gegen Bitcoin zu entkräften. Ich möchte in Form von kurzen, verständlichen Beiträgen zum Denken anregen, bestenfalls zur weiteren Recherche. Für diejenigen, die sich mit einem bestimmten Thema intensiver auseinandersetzen möchten, werde ich tiefergehende Berichte und Literatur verlinken. Außerdem habt ihr die Möglichkeit, mir eure Gedanken, Fragen oder Anregungen mitzuteilen. Dazu könnt ihr mir einfach eine Nachricht hinterlassen.
Passend zum ersten Blog-Beitrag möchte ich ein paar Worte über die Entstehungsgeschichte von Bitcoin verlieren, bevor ich im nächsten Beitrag auf die Frage eingehe, was Bitcoin überhaupt ist. Für diejenigen, die noch nie etwas von Bitcoin gehört haben, sei an dieser Stelle schon einmal kurz und knapp zusammengefasst: Bitcoin ist Geld mit weitaus besseren Eigenschaften als das Geld, welches wir heute benutzen. Nun zunächst zur Entstehungsgeschichte von Bitcoin:
Das Bitcoin-Netzwerk bzw. die Bitcoin-Blockchain startete am 03. Januar 2009 mit dem sogenannten Genesis-Block, dem ersten Block der Blockchain. Hierzu ein kurzer Exkurs: Die Blockchain ist eine dezentral verwaltete Datenbank bzw. ein digitales Kassenbuch, in dem jede bisher getätigte Bitcoin-Transaktion aufgezeichnet ist. Dieses Kassenbuch kann von jedem jederzeit eingesehen und geprüft, allerdings von niemandem geändert werden. Im Schnitt wird alle 10 Minuten ein neuer Block an die Blockchain, also an die Blockkette, angehängt. Jeder Block enthält hierbei eine Liste von getätigten Transaktionen, einen Zeitstempel, mit dem sichergestellt wird, dass alle Transaktionen in der richtigen Reihenfolge verarbeitet und nicht nachträglich manipuliert werden können, sowie einen Verweis auf den vorherigen Block. Da der Genesis-Block der allererste Block der Kette war und es keinen vorherigen Block gab, auf den hätte referenziert werden können, wurde in den Genesis-Block eine Schlagzeile der englischen Tageszeitung The Times eingebaut, um zu beweisen, dass der Genesis-Block tatsächlich am 03. Januar 2009 geschöpft wurde. Die Schlagzeile lautet: "Chancellor on brink of second bailout for banks" ("Schatzkanzler steht kurz vor zweiter Bankenrettung"). Diese Schlagzeile wurde nicht zufällig gewählt. Mit ihr wurde neben dem zeitlichen Beweis auch bereits eine Anspielung auf das Problem, welches Bitcoin lösen soll, getätigt, nämlich die Reparatur unseres defekten Finanz- und Geldsystems. Seit Schöpfung des Genesis-Blocks im Januar 2009 wird zuverlässig und ohne Störung im Schnitt alle 10 Minuten ein weiterer Block der Blockchain hinzugefügt.
Die Geschichte Bitcoins beginnt allerdings viel früher und reicht bis in die 70er Jahre zurück, in denen das Internet entwickelt wurde und damit zugleich die Notwendigkeit aufkam, Möglichkeiten zum Schutz der Privatssphäre zu schaffen. In den 80er Jahren formierte sich eine Gruppe von technikaffinen Aktivisten, die sogenannten Cypherpunks, die die Datenschutzprobleme des Internetzeitalters voraussahen und sich fortan für die digitale Freiheit einsetzten. Sie entwickelten kryptographische Lösungen zum Erhalt der Privatssphäre. In einem 1993 von dem Cypherpunk Eric Hughes formulierten Manifest heißt es: "Wir, die Cypherpunks, widmen uns dem Aufbau anonymer Systeme. Wir verteidigen unsere Privatssphäre mit Kryptographie, mit anonymen E-Mail-Weiterleitungssystemen, mit digitalen Signaturen und mit digitalem Geld." Viele wissen nicht, dass wir es den Cypherpunks zu verdanken haben, dass wir im heutigen Internetzeitalter nicht bereits völlig gläsern sind, sondern immer noch relativ geschützt im Internet kommunizieren können. Die Cypherpunks erkannten sehr früh, dass sich Privatsphäre im Internet nicht nur auf die Kommunikation, sondern auch auf Transaktionen beziehen muss. Sie sahen, dass sich Zahlungsvorgänge zunehmend ins Internet verlagern würden und dadurch die Gefahr bestehen würde, dass sich durch die Auswertung von Transaktionen sehr genaue Profile eines jeden Menschen erstellen lassen würden. Daher hatten die Cypherpunks auch zum Ziel, ein elektronisches und anonymes Geld zu entwickeln, welches unabhängig von Staaten und mächtigen Unternehmen funktioniert. Diese Idee beschrieb der Cypherpunk David Chaum in seinem 1985 veröffentlichten Artikel "Sicherheit ohne Identifikation: Transaktionssysteme, um Big Brother überflüssig zu machen." Die ersten digitalen Geldlösungen wurden entwickelt. 1989 wurde mit "Digicash" das erste ernsthafte Zahlungssystem gegründet, mit dem relativ anonyme Transaktionen ohne Kontrolle durch eine zentrale Institution oder Bank getätigt werden konnten. Im Jahr 1996 wurde ein digitales Zahlungssystem names "E-Gold" ins Leben gerufen, bei dem laut Angaben des Gründers das im Umlauf befindliche Geld vollständig mit Edelmetallen (Gold, Silber, Platin, Palladium) gedeckt war. Weiterhin veröffentlichte der chinesische Cypherpunk Wai Dai im Jahr 1998 "B-Money", eine digitale dezentrale und anonyme Kryptowährung. All diese digitalen Geldlösungen gelten als Vorreiter von Bitcoin. Dennoch konnten sie sich nicht durchsetzen. Das liegt vor allem daran, dass all diese Vorreiter nicht das Problem des sogenannten "Double-Spendings" lösen konnten.
Hierzu ein kurzer Exkurs: Das Probem des "Double-Spendings" (doppelte Ausgaben) besteht darin, dass eine Währungseinheit mehr als einmal ausgegeben werden kann. Bei physischem Geld ist es eher schwierig, denselben Geldschein mehrmals auszugeben. Wenn ich meinen Einkauf mit einem 20-Euro-Schein bezahle, dann habe ich diesen Schein einmal ausgegeben und besitze ihn anschließend nicht mehr, sodass ich ihn kein zweites Mal ausgeben kann. Bei digitalen Zahlungen wird in unserem heutigen System außerdem durch zentrale Institutionen, wie Banken und Zahlungsabwickler, überwacht, dass Währungseinheiten bzw. Geldbeträge nicht doppelt ausgegeben werden. Hierfür werden zentrale Datenbanken geführt, in denen die Kontostände und Transaktionen der jeweiligen Benutzer überprüft werden.
Bitcoin stellt im Gegensatz hierzu ein dezentrales Geldsystem dar, also ein System, bei dem es keine zentralen Institutionen gibt, die Datenbanken pflegen und kontrollieren können. Die Dezentralität ist eine wichtige Eigenschaft von Bitcoin (u. a. Manipulations- und Zensurresistenz). Im digitalen Raum, wo Daten recht einfach kopiert werden können und es keine zentrale Überwachung geben soll, ist es jedoch weitaus schwieriger, doppelte Ausgaben zu vermeiden. Mit Bitcoin wurde dies aufgrund der Kombination von Blockchaintechnologie und dem sogenannten Proof-of-Work-Konsensmechanismus (Erläuterung folgt in einem späteren Beitrag) erstmals möglich. Wichtig festzuhalten ist, dass Bitcoin als dezentrale Technologie erstmals das Problem des "Double-Spendings" gelöst hat und sich im Gegensatz zu seinen Vorreitern bislang durchsetzen konnte. Heute stellt Bitcoin eine immer ernst zu nehmendere Lösung eines digitalen Geldes dar, mit dem die Privatsphäre gewahrt werden kann.
Seit dem Start der Bitcoin-Blockchain im Jahr 2009 ist viel passiert. Nachfolgend ist nur ein kleiner Abriss aus der rasanten Entwicklung von Bitcoin dargestellt:
In den ersten Monaten und Jahren beschäftigten sich überwiegend "Computer-Nerds" mit dem Thema Bitcoin. Am 22. Mai 2010 wurde der erste Onlinekauf mit Bitcoin getätigt. Der US-amerikanische Programmierer Laszlo Hanyecz kaufte damals 2 Pizzen für 10.000 Bitcoin (damals umgerechnet etwa 20 Euro). Rückblickend betrachtet sind es wohl die teuersten Pizzen der Welt. Heute entspricht dieser Kaufpreis umgerechnet etwa 650.000.000 Euro. In den Jahren 2010 und 2011 wurden die ersten Börsen eröffnet, bei denen man Bitcoin kaufen konnte.
In den Folgejahren fingen erste Unternehmen an, Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren, darunter z. B. Microsoft und Tesla. Fairerweise muss dazu gesagt werden, dass einige der Unternehmen die Zahlungsoption Bitcoin aufgrund der hohen Volatilität wieder entfernten. Dennoch gibt es heute bereits viele Unternehmen, wie z. B. der Essenlieferdienst Lieferando, bei denen mit Bitcoin bezahlt werden kann.
Im Jahr 2017 wurde das sogenannte Lightning-Netzwerk, eine Second-Layer-Lösung, die auf der Bitcoin-Blockchain aufbaut und schnelle und kostengünstige Transaktionen peer-to-peer ermöglicht, eingeführt und im Jahr 2018 für den öffentlichen Gebrauch freigegeben. Peer-to-peer bedeutet hierbei, dass Transaktionen direkt und ohne Vermittler vom Sender zum Empfänger durchgeführt werden können.
In den letzten 4 Jahren haben weiterhin erste große Unternehmen, wie z. B. Microstrategy, Tesla oder Square, Bitcoins Funktion als Wertespeicher erkannt und halten Bitcoin seitdem sogar als Unternehmensreserve.
Am 7. September 2021 führte das erste Land der Welt, nämlich El Salvador, Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel ein. Seitdem hat das Land in vielerlei Hinsicht eine positive Entwicklung erfahren. Auch wenn El Salvador bislang das einzige Land ist, in dem Bitcoin als offizielle Währung gilt, kann man in vielen anderen Ländern ebenfalls bereits mit Bitcoin bezahlen. Vor allem in Entwicklungsländern schreitet die Bitcoin-Adoption vergleichsweise schnell voran. Das liegt daran, dass die Probleme, welche Bitcoin löst, vor allem in Entwicklungsländern deutlich zu spüren sind. Hyperinflationen, Kapitalverkehrskontrollen und Zensur sind dort keine Seltenheit. Dass die Bitcoin-Adoption voranschreitet, konnte ich dieses Jahr in meinem Urlaub in Costa Rica live miterleben. Dort gibt es eine Region rund um den Ort Uvita, in der vielerorts, z. B. in Hotels, Restaurants und Bars, mit Bitcoin gezahlt werden kann. Es gibt sogar einen Straßenmarkt, auf dem man u. a. Obst und Gemüse kaufen und mit Bitcoin bezahlen kann. Das Projekt in Costa Rica, welches zum Ziel hat, eine Bitcoin-Kreislaufwirtschaft zu schaffen, nennt sich Bitcoin Jungle.
Ein weiterer wichtiger und kürzlich erreichter Meilenstein in der Entwicklungsgeschichte von Bitcoin war die Genehmigung der ersten Bitcoin-Spot-ETFs (ETF steht für exchange-traded fund oder börsengehandelter Fonds) am 10. Januar 2024 von der amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde, der SEC (Securities and Exchange Commission). Im Gegensatz zu den bis dahin bereits existierenden Bitcoin-ETFs investieren die Spot-ETFs direkt in Bitcoin. Mit der Genehmigung dieser Spot-ETFs wurde Bitcoin nun auch für die breite Masse der institutionellen Investoren zugänglich gemacht. Dass die Nachfrage nach Bitcoin riesig ist, sieht man an den täglichen Nettozuflüssen in die Spot-ETFs. Bis auf wenige Tage, an denen es mehr Abflüsse aus den ETFs als Zuflüsse gibt, fließen täglich mehrere 100 Millionen US-Dollar in die ETFs (Quelle: The Block). Weiterhin planen bereits erste Pensionsfonds die im Januar zugelassenen Bitcoin-Spot-ETFs in Ihre Pensionsfonds aufzunehmen (z. B. im US-Bundesstaat Arizona, Quelle: Arizone State Senate, Fact Sheet for S.C.R 1016). Ebenfalls prüft der größte Pensionsfonds der Welt, nämlich der staatliche Pensionsinvestitionsfonds Japans die Aufnahme der Bitcoin-Spot-ETFs ins Portfolio (Quelle: GPIF, Request for Information (RFI) on illiquidity assets).
Die Entwicklung von Bitcoin ist gigantisch. Anfangs von einigen Nerds als "Internetspielgeld" genutzt hat es Bitcoin innerhalb von nur 15 Jahren geschafft, zunehmend als funktionierendes Wertaufbewahrungsmittel anerkannt und heute sogar schon von Pensionsfonds als Werkzeug zur Altersvorsorge geprüft zu werden. Bereits in einigen Entwicklungsländern stellt Bitcoin darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur finanziellen Inklusion dar. Immernoch haben weltweit etwa 24% der erwachsenen Menschen keinen Zugang zu einem Bankkonto oder sonstigen Bankdienstleistungen (Quelle: Weltbank). Etwa zwei Drittel dieser finanziell ausgegrenzten Menschen besitzen hingegen ein Mobiltelefon (Quelle: Weltbank), welches für Transaktionen mittels Bitcoin ausreichend ist. Insbesondere finanziell benachteiligte Menschen in Entwicklungsländern erkennen zunehmend den Nutzen von Bitcoin. Es gibt bereits in vielen Entwicklungsländern, z. B. in Senegal, in Togo, in Kuba, in Palästina, in Afghanistan usw., Projekte, die den Menschen das Thema Bitcoin näher bringt und ihnen so etwas (finanzielle) Selbstbestimmung zurückgibt. Zu diesem Thema kann ich ein interessantes Buch vom Chief Strategy Officer der Human Rights Foundation, einer Non-Profit-Menschenrechtsorganisation, mit dem Titel "Das trojanische Pferd der Freiheit - Bitcoin als Chance im Kampf um Selbstbestimmung und Menschenrechte" empfehlen. Zur Entstehungsgeschichte von Bitcoin kann ich außerdem eine informative Doku von Arte names "Mysterium Satoshi - Bitcoin - Wie alles begann" empfehlen.
Es bleibt spannend, zu sehen, wo die Reise noch hingeht. Bei Betrachtung der Entwicklung von Bitcoin und der erreichten Meilensteine innerhalb der letzten 15 Jahre zeichnet sich eines immer deutlicher ab: Bitcoin ist gekommen, um zu bleiben.

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